Landesfeuerwehrverband: Sirenen und digitale Systeme kombinieren

Ohne Sirenen geht es einfach nicht!

Nach Ende des Kalten Krieges galten Sirenen als überflüssig. Die flächendeckende Alarmierung der Bevölkerung erschien nicht mehr nötig. Der Ostblock stellte keine Bedrohung mehr dar. Einige Kommunen übernahmen die Sirene trotzdem vom Bund. Etwa die Hälfte wurde demontiert. Doch inzwischen hat ein Umdenkungsprozess stattgefunden. Die Sirenen erleben ein regelrechtes Comeback.

Auch der Landesfeuerwehrverband (LFV) verlangt, die Warnsysteme zu verbessern. So sollten die Sirenen-Alarme wieder flächendeckend eingeführt werden. Das fordere der Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz schon seit Jahren, so LFV-Präsident Frank Hachemer. Er spricht sich für ein modulares Warnsystem aus.

Analoge Sirenen und moderne Sirenen, die auch Sprachdurchsagen ausstrahlen können, müssten im Verbund mit digitalen Systemen wie Warn-Apps wirken. „Es ist schon lange technisch möglich, die digitalen TV-Geräte, Werbetafeln und Anzeigen in öffentlichen Verkehrsmitteln bei Alarm direkt anzusteuern.“ Diese technischen Möglichkeiten sollten genutzt werden, sagte Hachemer.

Wie viele Sirenen aktuell noch auf rheinland-pfälzischen Dächern montiert sind, ist nicht einfach zu ermitteln. Das Innenministerium führt keine zentrale Sirenen-Liste, stattdessen verweist man auf die Zuständigkeit der Kommunen. Einen Anhaltspunkt liefert die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, die mitteilt, vor einigen Jahren 3379 Sirenen im Land auf eine neue Digitaltechnik umgerüstet zu haben. 153 Sirenen meldet der Landkreis Alzey-Worms. Eine exakte Zahl kann man im Landkreis Bad Kreuznach nicht nennen, auch hier setzt man aber noch flächendeckend auf Sirenen. In der Stadt Mainz sind 57 Warneinrichtungen in Betrieb. Aktuell wird in der Landeshauptstadt das Sirenenkonzept überarbeitet, der Bau neuer Anlagen mit einem größeren Einzugsgebiet ist geplant: „Feuerwehren werden damit nicht alarmiert, es geht rein um den Bevölkerungsschutz“, erklärt Pressesprecher Marc-André Glöckner.

Warn-Apps kein adäquater Ersatz für Sirenen

Die Entscheidung, gerade in größeren Orten die Feuerwehr nicht mehr per Sirene zum Einsatz zu rufen, kann der Präsident des Landesfeuerwehrverbands, Frank Hachemer, nachvollziehen: „Für Feuerwehren sind Sirenen tatsächlich eher antiquiert.“ Für unverzichtbar hält Hachemer Sirenen allerdings für die Warnung der Bevölkerung im Gefahrenfall, etwa bei Großbränden oder Gasaustritten. „Nur auf diesem Weg können wir die Bevölkerung schnell und flächendeckend erreichen.“

Aber warum erlebt diese „veraltete“ Warntechnik eine Renaissance? Die Antwort ist ganz einfach: Mit keinem anderen System lässt sich die Bevölkerung so schnell, umfassend und flächendeckend waren wie mit Sirenen. “Die vom Bund und den Ländern alternativ ausprobierten Warn-Apps sind kein adäquater Ersatz”, sagt Florian Mikschy, Mitglied der Interessengemeinschaft Sirenfreunde.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Warn-Apps jeweils zwischen ein und fünf Millionen Mal heruntergeladen wurden. Ohne Frage sind das beeindruckende Zahlen. Bei einer Bevölkerung von über 80 Millionen Menschen in Deutschland kann aber von einer flächendeckenden Verbreitung keine Rede sein. Gerade die älteren Mitbürger lassen sich auf diesem Weg vermutlich nicht erreichen. Viele besitzen schlichtweg kein Smartphone.

Und zwei weitere Probleme müssen bedacht werden: Die Smartphones sind nicht rund um die Uhr am „Mann“. Manche Leute schalten die Geräte nachts beispielsweise komplett aus oder der Akku ist leer. Außerdem gibt es immer noch Bereiche in Deutschland, in denen die Mobilfunksignale gar nicht oder nur schlecht empfangen werden können.

Als alleiniges Warnmittel der Bevölkerung scheinen die Apps daher ungeeignet, als Instrument für Zusatzinformationen machen sie aber durchaus Sinn. Dies ist auch eine der Kernaussagen der Facebook-Gruppe Sirenenfreunde Südwestpfalz, die sich schon seit Jahren für den Erhalt der Sirenen engagiert.

Sirenen sind als Warnmittel unerreicht

Angesichts der seit September 2001 herrschenden abstrakten Bedrohungslage, aber auch aufgrund vermehrt auftretender Naturkatastrophen oder großen Schadensereignissen hat ein Umdenkprozess bei den Verantwortlichen in Bund und Ländern eingesetzt. Vielerorts wurde erkannt, dass es kein Warnmittel mehr gibt, dass auch nur annähernd die Wirkung und den Weckeffekt der klassischen Sirene erreicht.

https://www.swr.de/swraktuell/warntag-bundesweit-sirenen-100.html

So wurden auch die Haßlocher Sirenen im Jahr 2014 auf digitale Technik umgestellt und sind somit auf lange Sicht voll einsetzbar. Eine Sirene ist immer nur ein Teil des Systems, das die Bevölkerung warnen und informieren soll. Neben den in Rundfunk und Fernsehen verbreiteten Informationen sind in diesem Fall auch Lautsprecherdurchsagen durch Polizei und Feuerwehr möglich.

 

Unser Vorschlag für ein sicheres Böhl-Iggelheim: Prüfung der noch vorhandenen Sirenen im Ort und gegebenenfalls sinnvolle, flächendeckende Nachrüstung einer einfachen, schnellen und gut funktionierende Alarmierung der Bevölkerung.